[Disclaimer] Die Beurteilung medizinischer Bildgebung durch Laien - besonders der eigenen Bilder - hat einen ähnlichen Effekt wie das Lesen von Beipackzetteln. Die möglicherweise dazu passenden Suchergebnisse auf Google und Co. machen das im Allgemeinen nicht besser. Macht euch nicht wahnsinnig damit. Somit zum Thema:
Im MRI oder CT war ja schon der eine oder andere. Gelegentlich kriegt man die Bilder auch mal auf CD mit - im Idealfall sogar mit einem Viewer. Dies war auch dieses Mal der Fall - mittels Klick auf start.exe
wurden die Bilder im Verzeichnis geladen. Dass hier ein Linux-Rechner werkelt, war erst mal nicht die Schwierigkeit, der Viewer läuft grundsätzlich auch unter wine, sodass ich erst mal schon recht zufrieden war. Aber: so recht fetzig war das nicht. Falschfarben (mag an wine liegen), holprige Navigation, 3D-Ansicht sowieso keine. Wie gesagt, das mag an wine liegen, aber so ging das jedenfalls nicht.
Nach ein wenig Recherche kam ich drauf, dass so einiges an medizinischer Bildbetrachtungssoftware OpenSource ist und damit auch kostenfrei verfügbar. Nach ein bißchen Herumsuchen stieß ich schließlich auf eine vielversprechend anmutendes Stück Software.
MRIcroGL
MRIcroGL ist frei verfügbar und OpenSource, stellt MRI-Bilder dar und ist (GL) hardwarebeschleunigt. Das Projekt scheint recht aktiv zu sein (es gab im Jänner ein Release und das aktuellste ist vom Juni), zudem ist es verfügbar für Linux, Windows und OS X. Eigentlich fast zu schön um wahr zu sein. Noch dazu scripting-fähig, was laut Homepage zum Beispiel solche Darstellungen zulässt:
(Das sind Beispiele von der Homepage, mein Gehirn ist bis dato einigermaßen unauffällig und wurde noch nicht gescannt.)
Euphorisch und etwas misstrauisch machte ich mich also an die Installation (falls man einen unzip-Vorgang so nennen will) und stellte fest, dass ein direktes Darstellen der DICOM-Bilder nicht möglich war - MRIcroGL ist für das Nifti-Format ausgelegt. Da dieses aber eine Weiterentwicklung des DICOM darstellt und beides offene Formate sind, gibt es zum Glück einen Konverter von DICOM nach Nifti. Alles integriert in der Software.
Der Viewer ist meines Erachtens ausgezeichnet, auf der Homepage gibt es auch noch eine Reihe Tutorials zum Einstieg. Wenn es jetzt nicht um eigene MRI-Bilder geht, sondern man sich einfach mal ein wenig für medizinische Bildgebung interessiert, sind noch einige Beispieldaten dabei. Angefangen beim Visible Human Project, aber auch Beispiele etwa für Bildgebung von Abdomen oder Gehirn.
Was mir allerdings bei aller Euphorie zu denken gibt: offene Formate sind ja was tolles - ohne zusätzlichen Schutz aber auch eben genau das: offen. Bei aller Freude über den einfachen und komfortablen Zugang zu "meinen" Daten: Datenschutz gibt es hier keinen. Auch wenn das meiner Neugierde einen herben Dämpfer versetzt hätte, habe ich eigentlich schon erwartet, dass diese recht detaillierten und unter Umständen aufschlussreichen Daten in irgendeiner Weise geschützt sind. Zumindest mit einem Passwort, besser aber verschlüsselt und nur mittels e-Card zu entsperren.
Ungeachtet dessen muss ich jetzt mal meine Anatomie- und Radiologiekenntnisse auffrischen...