Wenn das MacBook nach einen Neustart nicht mehr bootet und die Mac-eigenen Reparaturmechanismen nicht mehr funktionieren, kann man den Weg über eine Linux-Live-CD (in diesem Fall Ubuntu) gehen. Ein paar Sachen sind aber zu machen - hier eine Zusammenfassung.

Nach einigem Probieren war offensichtlich mit den Mac-eigenen Mitteln nichts mehr zu machen, also war der Weg klar:

  1. Datensicherung
  2. Mac OS X neu installieren

Zur Datensicherung stand glücklicherweise ein vernünftig dimensioniertes externes Speichermedium zur Verfügung, also hatte ich gute Hoffnung, mit eine Ubuntu(15)-Live-CD hier Erfolge vermelden zu können. Die Live-CD startet auf dem Macbook auch ohne Probleme, einzig das Touchpad verhielt sich etwas eigenwillig, sodass ich hier auf eine Maus ausgewichen bin. Um auf dem HFS+-Filesystem schreiben zu können bzw. fsck ausführen zu können war allerdings noch die Installation einiger Komponenten erforderlich. Das geht unter Ubunutu Live auch ohne Installation - allerdings nur mit Internetverbindung.

Die funktioniert zwar per Netzwerkkabel, out-of-the-box aber nicht per WLAN, das erst mal nicht verfügbar ist. Im betroffenen Macbook steckt ein Broadcom Corporation BCM4360 für den erst mal Treiber installiert werden wollen. Die Installation über apt install firmware-b43-installer wäre möglich, aber hier hab ich Internet nur über WLAN, das fällt also flach. Glücklicherweise haben die Macher der Live-CD diese Situation vorhergesehen und so ist der Treiber auf der CD unter pool/restricted/b/bcmwl[1] verfügbar. Doppelklick genügt, und der Treiber wird installiert.

Um jetzt endlich die HFS+-Partitionen mit Schreibrechten mounten zu können, ist noch die Installation der hfsprogs erforderlich. Das befindet sich im Universe-Repository. Dazu entweder die Zeile in /etc/apt/sources.list einkommentieren (als root öffnen) oder das ganze in den Einstellungen über die grafische Oberfläche machen.

Danach kann mittels

sudo apt-get install hfsprogs 

installiert werden.

Danach können die Partitionen entweder händisch gemountet[2]

sudo mount -t hfsplus -o force,rw /dev/sdx# /media/mntpoint

oder - falls bereits gemountet (das Wort erscheint mir sogar als Anglizismus etwas sperrig...)

sudo mount -t hfsplus -o remount,force,rw /mount/point

Nun denn, wir können jetzt also auf der HFS+-Partition des Macbook werken (mit der Chance die Daten jetzt doch noch nachhaltig zu zerstören), aber vor allem ist es jetzt möglich, eine Sicherung auf die in unserm Fall ebenfalls so formatierte externe Festplatte zu schreiben. Es scheint an ein paar Punkten im Dateisystem zu haken, ich versuche die Benutzerdaten mal mit rsync auf die externe Festplatte zu kriegen. Rsync erschien mir sinnvoll, da ich mit einigen Problemen rechnete und mir bei diesem Programm am wenigsten Probleme bei der Fortsetzung des Kopierprozesses erwartete. Da ich erstmal keine Zugriffsrechte hatte und zudem die bestehenden übernehmen möchte, werde ich erst mal mittels sudo su root und dann geht's eh schon los.[3]

rsync -a /Users/BENUTZERNAME /run/ubuntu/media/EXTERNE_PLATTE/backup

Das -a-Flag weist rsync an, die Rechte und Zeiten beizubehalten sowie Unterverzeichnisse mitzukopieren. Wie zu erwarten war, erreichen wir irgendwann eine korrupte Stelle im Dateisystem. Ich nehme die betroffenen Verzeichnisse einfach mittels zusätzlichem Parameter aus[3:1]

exclude=relativer/pfad/zum/ordner

- der Pfad ist dabei relativ zum Quellordner, bedeutet also /Users/BENUTZERNAME/relativer/pfad/zum/ordner im obigen Beispiel. Der Parameter kann auch mehrfach angegeben werden um mehrere Ordner auszuschließen (war in meinem Fall auch erforderlich). Zum Glück waren keine kritischen Daten von den Fehlern betroffen sodass ich mir weitere, recht mühsame Datenrestaurierungsversuche sparen konnte.

Es ist noch möglich, mittels sudo fsck.hfsplus /dev/sdx# eine Überprüfung und Reparatur der HFS+-Partition zu versuchen[2:1], dies war aber in meinem Fall nicht erfolgreich. Da war nicht weiter tragisch, es war ohnehin vereinbart, den Mac "frisch" aufzusetzen. Das ging recht schnell, wenn man die Wartezeiten außer acht lässt. Im Schnelldurchlauf:

  1. In den Recovery-Modus starten ([command+R] beim Start gedrückt halten).
  2. Betriebssystem-Partition löschen und neu formatieren.
  3. Betriebssystemneuinstallation anstoßen. Das heißt in diesem Fall, dass die Internet-Recovery verwendet wird, sprich das gesamte System wird über das Internet heruntergeladen und dann installiert. Das dauert je nach Verbindung länger bis sehr viel länger. Hierzu wird die Apple-ID des Besitzers benötigt.
  4. Irgendwann ist es dann soweit, ein neuer Benutzer will angelegt werden. Ich verwende den selben Benutzernamen in der leisen Hoffnung, dass damit auch die "alten" Rechte auf der Sicherung wieder funktionieren. Siehe da - es klappt. Vermutlich - ob es andernfalls nicht geklappt hätte habe ich nicht verifiziert sondern mich an der ersparten Zeit erfreut.
  5. Wiederinstallation der Programme, in diesem Fall erst mal MS Office. Verläuft auch unspektakulär.
  6. Updates, Updates, Updates. Microsoft Office kriegt eines verpasst, OS X auch, mittlerweile stünde auch die nächste Version von OS X bereit - das lassen wir aber erst mal.

Der Spaß hat sich ganz offenbar rentiert, die Office-Programme starten um Welten schneller als zuvor. Sich mit der Zeit zuzumüllen und langsamer zu werden ist also ganz offenbar kein Privileg von Windows-Rechnern.

[Quellen]


  1. http://askubuntu.com/questions/470153/no-wireless-when-install-14-04-on-macbook-pro ↩︎

  2. http://superuser.com/questions/84446/how-to-mount-a-hfs-partition-in-ubuntu-as-read-write ↩︎ ↩︎

  3. https://wiki.ubuntuusers.de/rsync ↩︎ ↩︎